Miro Torpedo

Stattlich, stattlich mit den Massen 157mm und 52, das dürfte mindestens ein Zweistünder werden. Doch was haben wir hier eigentlich schönes vor uns? Hinter Miro steckt die in Miami beheimatete Hondurena de Tabacos. Handgerollt wird die Zigarre in Danli, Honduras. Eine puro ist die Miro allerdings nicht: Einlage aus speziell gealtertem Hondurastabak, Umblatt aus Nicaragua und ein Sumatra Deckblatt aus Honduras, so die Ingredienzien der Zigarre. Miro. Ob das vom spanischen mirar (angucken, hinschauen) abstammt, soweit geht mein Spanisch leider nicht.

Miro Torpedo
Kalt riecht die Miro Torpedo nach Zedernholz, leichte Vanilletöne sind zu vernehmen. Zu Beginn, die Torpedo scheint etwas leichter gebaut (sie fühlt sich auch so an), der Zug ist fast zu viel des Guten, zeigen sich etwas Bitternoten, die allerdings schnell verfliegen – das Thema taucht allerdings wieder auf, später. Mehr und mehr treten nun Süsse und Crémigkeit hervor, begleitet von etwas Honig, Karamell und Zedernholz, das sich im Verlaufe des 1/3 durchaus in den Vordergrund drängt.

In der zweiten Hälfte treten vermehrt würzige, herbale Aromen hervor, aber auch wieder die bitteren Noten. Etwas mehr degasen hilft und hie und da ein Rauchpäuschen einlegen. Im letzten Drittel zeigt die Miro Torpedo sich wieder versöhnlicher, schwarzer Pfeffer und Kaffeenoten gesellen sich zu der nach wie vor vorhandenen crémigen Art. Die Miro wird zum Schluss zweifellos kompakter was die Aromen angeht, zeigt etwas mehr Körper und wird minim stärker. Ich würde die Miro Torpedo dennoch eher den leichten Zigarre zuordnen.
Die Asche ist hellgrau, strukturiert und höchstens mittelfest, der Abbrand zu Beginn leicht schräg, korrigiert sich aber durch drehen von selbst.

Ohne Zweifel eine nette Sache, die Miro Torpedo, auch wenn mir, was andere Zigarren aus Honduras auszeichnet, der letzte Pfiff und das bisschen mehr Fülligkeit hier gefehlt hat.

Ein herzliches Dankeschön an Phil für diesen Beitrag.

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Drew Estate Undercrown Gordito

Die Drew Estate Undercrown Gordito duftet im Kaltzustand wundervoll herrlich nach…ja, wonach denn? Irgendwie erinnert es mich an süsses, frisches Gras ganz früh am Morgen. Der Kaltzug schmeckt nach süsser Melisse und irgendwie sanft „zitronig“.

Drew Estate Undercrown Gordito

Das Colorado Maduro Deckblatt ist wunderschön. Mein Exemplar der Drew Estate Undercrown Gordito ist nicht sehr fest gerollt, deshalb loche ich sie mit der kleinsten Bohrung. Die ersten Minuten sind sehr mild und von viel Rauch begleitet. Der Zugwiderstand ist sehr gering. Ich bin froh, dass ich mich für die kleinste Bohrung mit dem Davidoff Rund-Cutter entschlossen habe. Die Asche ist fast weiss und wirkt wundervoll elegant zum dunklen Deckblatt. Ich mag das, wunderbarer Farb-Kontrast. Wir sind immer noch in den ersten Minuten und die bisher leckere Zigarre entwickelt eine Geschmacksmelange nach röstigem Tabak, sehr sanft süss und etwas sehr sanfte „Erde“ mischt sich darunter. Das gefällt mir auch.

Drew Estate Undercrown Gordito

Nasal ist die Drew Estate Undercrown Gordito angenehm pfeffrig…ohja, gefällt mir richtig gut! Das erste Drittel entwickelt sich in der Stärke zu sanft-medium. Leichte würzige Erde und viel wundervolle Röstaromen sind jetzt massgebend für die Geschmacksmelange, bei der im Hintergrund eine sanfte Süsse lauert.

Die Röstaromen nehmen im Verlauf des Smokes zu, die Zigarre wird Medium in der Stärke, einfach wundervoll und am liebsten würde ich jetzt gleich wieder eine verköstigen. Daran hindern mich zwei Umstände: 1. Es ist draussen zu kalt und 2. ich habe kein Exemplar mehr im Humidor.

Drew Estate Undercrown Gordito

Das letzte Drittel ist Medium-stark und die Röstaromen werden richtig intensiv, ohne bissig zu werden, ganz im Gegenteil! Der Tabak wird zartbitter, einfach herrlich! Jetzt hat sich die Kappe verabschiedet, sie war wohl etwas zu schmal.

Fazit: Sehr, sehr lecker, die Röstaromen dominieren, sehr angenehm zartbitter. Kaufempfehlung: Nein, keinesfalls (dann bleiben mehr für mich übrig) 😉 Spass beiseite: Klar, unbedingt!

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Have a good Smoke, Vasilij

Tobajara Brasil Claro Robusto

Brasilien ist Fussball, Samba, Rio, Amazonas, Temperament und ja, auch ein bisschen Zigarre – es heisst, das Grün in der Flagge Brasiliens würde die Tabakfelder des Landes symbolisieren. Na also! Von Villiger kommen nun zwei Brasilianerinnen zu uns, eine Claro und eine Maduro, beide im Robusto Format.

Schauen wir uns zunächst die Tobajara Brasil Claro Robusto an. Anfassen tut sich die Zigarre gut, das hübsche, helle Brazil Sumatra Deckblatt – es wird als shade gezogen (nein, nicht alle Brasil Tabake sind sun growns) – sticht dabei wohlwollend ins Auge. Es umschliesst Einlagen aus Bahia Mata Fina und Bahia Mata Norte und ein Umblatt ebenfalls aus Bahia Mata Norte. Der Bahia Mata Tabak stammt aus dem Nordosten Brasiliens, genauer aus dem namengebenden Bundesstaat Bahia (mit der drittgrössten Stadt Brasiliens als Hauptstadt, Salvador da Bahia) und geht auf eine Kreuzung aus einheimischem Tabak mit Maryland zurück.

Tobajara Brasil Claro Robusto

Die Tobajara Brasil Claro Robusto ist sehr sauber handgerollt, einen schönen Kegel im Abbrand zeigend. Nun zum Geschmacksbild. Schon im Kaltaroma sind leise Röstaromen zu vernehmen, nach dem Anzünden gibt es zunächst drei Wörter: Kaffee, Kaffee, Kaffee. Die Claro bleibt jedoch, das ist das besondere dieser Zigarre aus Brasilien, im milden Segment. Mit ihrer feinen, würzigen Leichtigkeit unterscheidet sie sich von bekannten Brasilianerinnen wie der pfundigeren, schwereren CAO Brasil. Die Würze wird unterstrichen von einer feinherben Note, die nie unangenehm wird. Im weiteren Rauchverlauf zeigt sie sich spritzig mit herbalen, manchmal fast blumigen Noten und einer gerade noch wahrnehmbaren Süsse im Hintergrund.

Tobajara Brasil Claro Robusto

Die Claro macht Spass bis zum Daumen breiten Überbleibsel und zeigt, dass auch aus Brasilien zartere Wesen in unsere Humidore gelangen können. Um zurück zum Fussball zu kommen – bis zur WM geht es nicht mehr lange: Nach einer langen Fussballnacht, sozusagen als Morgenzigarre, fungiert die Tobajara Brasil Claro Robusto bestens, dazu einen leckeren Milchkaffee. Mir hat sie unheimlich Spass gemacht und ich bin schon sehr gespannt auf die Maduro Variante!

Ein herzliches Dankeschön an Phil für diesen Beitrag.

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Alec Bradley Prensado Double T

Es gibt Augenblicke im Leben, die man nie wieder vergisst. Das ist jetzt so ein Augenblick. Bevor ich zur Beschreibung der Alec Bradley Prensado Double T komme, möchte ich dir eine kurze Geschichte erzählen: Sie erzählt, wie eine Zigarre eine schöne Begleiterin sein kann und sie sich deshalb für immer in dein Herz einzuprägen vermag.

Alec Bradley Prensado Double T

Wie sich eine Zigarre in dein Herz einprägen kann

Die letzten Tage waren für mich nachdenklich, weil sich jemand aus meiner Familie einer Operation unterziehen musste. Alles ist gut gegangen und wir können uns alle entspannen. Natürlich wartete ich nach der OP auf dem Zimmer im Krankenhaus, bis das Familienmitglied aus dem Aufwachraum wieder zurück gebracht wurde. Wir konnten über den Ablauf reden und es war ein sehr schöner Moment. Danach ging ich gemütlich einkaufen, brutzelte mir zu Hause ein tolles Lachsfilet und genoss dazu einen schönen Salat mit Apfelstückchen drin. Dann setzte ich mich in den kleinen Wintergarten und entfachte die Alec Bradley Prensado Double T. Als mir während des ganzen Smokes diese Zigarre ihre Geschmacksnuancen schenkte, „brannten“ sich diese Eindrücke sozusagen in meinem Gehirn fest. Entspannt und gelassen konnte ich das alles in vollen Zügen geniessen – im wahrsten Sinne der Worte.

Deshalb ist das für mich ein Augenblick, den man nie wieder vergisst. Diese Zigarre war in diesem Augenblick eine mehr als willkommene Begleiterin.

Alec Bradley Prensado Double T

Präsentation der Zigarre: Ein sehr schöner „Prügel“ der mir zu gefallen weiss

Sie hat ein wunderschönes Colorado Maduo Deckblatt und es ist perfekt verarbeitet. Die Kappe ist bei mir doppelt angebracht. Beim Benetzen und anbohren hat sich die obere Kappe sogleich gelöst. Ich habe die Zigarre mit dem Davidoff Rund-Cutter gebohrt (mittlere Bohrung). Sie ist „boxpressed“ und hat ein stattliches Format, diese Alec Bradley Prensado Double T.  Sie duftet „grasig“ und der Kaltzug schmeckt auch danach. Der Zugwiderstand ist für meinen persönlichen Geschmack viel zu leicht.

Die ersten Minuten sind ausgesprochen mild…

… und wird dominiert von sehr sanften Röstaromen und einer sehr sanften Würze.

Das erste Drittel überrascht mit einer herausragenden röstig-zartbitter-cremig-süssen Balance

Die Würze nimmt im Verlauf des ersten Drittels leicht zu und etwas Salz schmecke ich auf der Zungenspitze und den Lippen. Sehr schön ist, dass sich nun eine sanfte cremige Süsse hinzugesellt. Diese Kombination ist sehr genussvoll. Die Alec Bradley Prensado Double T entwickelt sich zur Stärke sanft-medium; Sehr angenehme röstig-zartbitter-Nuancen mischen sich unter die süssliche Geschmacksmelange – ausgezeichnete Balance – denn im Abgang meldet sich die leichte cremige Süsse zurück! Der auftretende Schiefbrand wird mit der Flamme behutsam korrigiert.

Das zweite und dritte Drittel wird „nussig“ mit einer herrlichen süsslichen-zartbitter Balance

Die röstigen Zartbitter Nuancen werden dominanter, sie werden „nussig“ und die cremige Süsse belebt nach wie vor die tolle Balance. Wichtig ist hier, dass man den auftretenden Schiefbrand schon bald mit der Flamme korrigiert. Sonst läuft man Gefahr, dass man durch das lange Nachfeuern den Geschmack runiniert. Die Stärke pendelt sich ein zwischen medium und höchstens gegen Schluss medium-stark.

Fazit: Diese Zigarre bleibt in meinem Herzen und das Degasieren hat geholfen

Ich weiss, dass diese Zigarre polarisiert. Die einen finden sie furchtbar, die anderen finden sie toll. Nun, normalerweise würde ich mir dieses Format nicht für einen besonderen Smoke auswählen. Solche Formate schmecken mir normalerweise nicht. Aber für meinen doch etwas spezielleren Anlass, suchte ich mir bewusst genau diese Zigarre aus. Im letzten Drittel habe ich sie degasiert, denn die zartbitter-Noten wurden für mich etwas zu „kratzig“. Danach war die ursprüngliche Balance wieder hergestellt. Raucht man sie gelassen und langsam, und korrigiert man den Schiefbrand schon sehr früh in dessen Entstehung, dann schenkt dir diese Zigarre einen tollen Blend mit einer ausgewogenen Balance.

Alec Bradley Prensado Double T

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Have a good Smoke, Vasilij

 

Alec Bradley Connecticut Robusto

Manchmal, wenn ich über eine Sache tief nachdenke, gönne ich mir dazu eine Zigarre. Ich bin ein tiefgründiger Mensch. Eine Zigarre hilft mir dabei, die richtige Tiefe zu erlangen und „etwas“ aus mir heraus zu holen. Nun, die Alec Bradley Connecticut Robusto ist keine tiefgründige Zigarre; Ihr Geschmacks-Spektrum ist – für meinen persönlichen Geschmack – eher flach und einfach.

! ABER !

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Sie schmeckt sanft bis Medium in der Stärke und im Abgang bleibt eine wundervolle, leicht süssliche Melisse auf der Zunge zurück. Ein schöner, einfacher Smoke. Sie erinnert mich einwenig an eine Dunhill Aged (auch mit einem schönen Colorado Deckblatt).

Ich setzte mich heute beim Römischen Theater in Augst auf eine Bank, um über eine bestimmte Sache tief nachzudenken. Die Alec Bradley Connecticut Robusto war eine ausgezeichnete Begleiterin. In den ersten Minuten schmeckte ich eine sanfte Würze und etwas Heu. Das erste Drittel entwickelt sich so: Sanfte Süsse, etwas würziges Heu.

Das zweite Drittel bleibt zunächst flach. Aber plötzlich wird die melissenartige Süsse sehr dominant; Vermischt mit einer Medium-Würze wirkt sie auf mich sehr entspannend und lecker. Und ich erreiche bei meinen Überlegungen die notwendige Tiefe. Hervorragend! Ein produktiver Smoke sozusagen!

Das letzte Drittel bleibt Medium in der Stärke, es mischen sich nussigartige zartbitter Geschmacksnuancen hinzu und die Süsse gerät in den Hintergrund. Mein Mund wird etwas trocken. Einige Minuten nach dem Beiseitelegen der Alec Bradley Connecticut Robusto zum Verglimmen, dominiert im Abgang eine sehr leckere süsse Melisse auf der Zunge. Wundervoll.

Kaufempfehlung? Ja, für alle, die einen leichten Smoke lieben: Süsslich, nie aufdringlich oder bitter und eine sehr schöne Geschmacksnuance nach „süssem Heu“ im Abgang. Sehr schöner Blend!

Vasilij-Hut-01

Have a good Smoke, Vasilij