Schlagwort-Archive: Zigarren Nicaragua

El Baton Belicoso

Vom traditionellen, in Miami basierten Familienunternehmen J.C. Newman, dessen Historie zurück bis 1895 reicht als in Cleveland die erste Zigarre unter dem Familiennamen gerollt wurde, überraschte mich zuletzt die Brick House – die Teaser ist ein durchaus vollmundiger Rauchspass für den kürzeren Moment. Die El Baton nun, um die es hier gehen soll, gibt sie in den Formaten Belicoso, Robusto, Double Toro und Double Torpedo. Verarbeitet und handgerollt wird sie in Nicaragua ausschliesslich mit heimischen Tabaken, wir haben also eine puro vor uns.

El Baton BelicosoOptische Begeisterung! Die El Baton Belicoso (127mm/56) ist eine toll anzusehende Zigarre. Das ölige Nicaragua Corojo Deckblatt spiegelt sich fast in der Sonne und weist einige kräftige Blattadern auf. Die Zigarre fühlt sich ein klein wenig weich an. Ich schneide die Spitze mit dem Cutter, so dass das Zugende ungefähr einen Durchmesser von 8mm hat. Nein, ich hab’s nicht nachgemessen, alles gebrilltes Augenmass.
El Baton Belicoso Der Beginn der El Baton Belicoso ist würzig, viel Kaffee, Röstaromen und eine feine Bitterkeit. Gleich denke ich an jene Raucher, die beim Thema „bitter“ die Zigarre weglegen möchten. Das wäre schade, auch wenn der leicht bittere Unterton die El Baton begleitet. Es ist nicht die Aromatik von Bitterschokolade als vielmehr die eines ungezuckerten Espresso, nie überborden oder störend, aber doch vorhanden.
Feinheiten wie nussig, frisches Laub und ein bisschen Holz bleiben sehr zurückhaltend. Durch Degasen zeigt sich eine die Bitterkeit begleitende Süsse, auch hier, still und leise im Hintergrund. Das alles ändert sich wenn die El Baton Belicoso ihr letztes Drittel erreicht und zünftig aufdreht: Üppig, sehr würzig und deutlich weisser Pfeffer zeigen sich als Schlussbouquet, ehe die Belicoso ihrem konischen Ende entgegen glimmt.
El Baton Belicoso Ich würde die El Baton Belicoso als eher milden und zarten Smoke bezeichnen. Eine Nicaraguanerin, die es nicht mag, zu schnell (zu heiss) geraucht zu werden und – da sie einen durchaus leichten Zug aufweist – Behutsamkeit!
In Begleitung eines (naja, angesichts der grösse der Zigarre sagen wir mal zwei, drei…) eher milden, gezuckerten Kaffees macht sich die El Baton Belicoso umso besser.

Besten Dank an unseren Blogleser Phil für diesen Beitrag an dieser Stelle!

phil_icon

Leonel Royale Cameroon Series 1884

Von der Leonel Royale unterscheidet sich äusserlich, abgesehen natürlich vom dunkleren Erscheinungsbild was das Deckblatt angeht, die Leonel Royal Cameroon Series 1884 (bezieht sich auf den ersten Anbau von Tabakblättern in Kamerun) mit dem kleinen Zusatz „Cameroon“ auf der Bauchbinde.

Leonel Royale Cameroon Series 1884

Inhaltlich finden wir 3 verschiedene nicaraguanische Tabake aus Esteli, Jalapa und Condega (Triple Ligero). Das leicht ölige, mittelbraune Cameroon Deckblatt vervollständigt die Zigarre. Kamerun steht in erster Linie für den Anbau von Deckblättern. Das tropische Klima (hohe Luftfeuchtigkeit) und Nebel über den Tabakfeldern, der als Schattierung dient, sorgen dafür, dass die Pflanzen im Land auf der linken Seite des afrikanischen Kontinents ausserordentlich gut gedeihen. Da die Deckblätter aus Kamerun ausgesprochen dünn und klein sind, ist viel Sorgfalt bei der Herstellung der Zigarren erforderlich.

Von 7 den oder 8 genossenen Leonel Royale Cameroon Series 1884 löste sich lediglich ein Deckblatt ganz leicht ab, ansonsten ist die Verarbeitung vorbildlich. Die Leonel brennt ausserdem gerade ab und der Zug ist ohne jeden Zweifel erhaben. Ich habe bereits mehrere Coronas dieser Serie verköstigt und bin von der Zigarre begeistert. Was mir ganz besonders gut gefällt, ist die Mischung aus pfundiger Vollmundigkeit und dieser wunderbaren Süsse, die die Cameroon Series 1884 durchwegs ausmacht.

Im Corona Format zeigt sie ausserdem eine wundervolle, geschmacklich äusserst befriedigende Eleganz und Harmonie, schön eingebundene Röstnoten, feine Bitterschokoladenoten mit nussigen Andeutungen und ein vortrefflich süsser Schmelz bei angenehmem bis höchstens mittlerem Nikotingehalt. Oder um es in einem Halbzeiler auszudrücken: ein wunderbarer Gaumenschmeichler von Leonel. Unbedingt probieren und die Leonel Royale Cameroon Series 1884 bei zigarren-online.ch bestellen!

Besten Dank an unseren Blogleser Phil für diesen Beitrag an dieser Stelle!

phil_icon

Flor de las Antillas Robusto

Die Flor de las Antillas Robusto, übrigens die erste boxpressed Zigarre von My Father Cigars, macht äusserlich einen tollen Eindruck. Eine liebevoll gestaltete Bauchbinde, eine Fussbinde aus seidenähnlichem Stoff und das knorrige Sun Grown Deckblatt in lebendigem Dunkelbraun. Die Flor de las Antillas enthält ausschliesslich Tabake aus Nicaragua und soll für My Father in die Nische der leichteren, süffigeren Zigarren dringen. Mal schauen wie ihr das gelingt.

Flor de las Antillas Robusto

Fussband entfernen, kalt schnuppern und mit dem Anzündprozedere beginnen – immer einem schönen Reflektionsmoment gleich, wie ich finde. Sofort macht sich einiges an Heu und Zedernholz breit, bald schon kommt zu dem ganzen Heuhafen eine feine Kaffeenote hinzu, nicht zu stark, nicht zu schwach. Ab Beginn zweites Drittel findet die Flor de las Antillas Robusto zu mehr Würze, ich schmecke ein ganz wenig Rosmarin und im Hintergrund der stets präsenten Heu/Kaffee Kombo eine fragile Bitternote mit einem Hauch Anis.

Hauch, fein, leicht… alles Attribute, die diese Robusto bestimmen. Die Flor de las Antillas ist alles andere als eine komplexe, bodenständige oder herb-aromatische Zigarre, nicht mit dem durchaus vorwiegenden Klischee an schwereren boxpressed Zigarren vereinbar. Wenn man Lust auf einen leicht eleganten Smoke hat, dazu vielleicht einen Latte Macchiatto trinkt, ist sie eine formidable Begleiterin. In der vorliegenden Form sollte man sich allerdings gute 2 Stunden Zeit dafür nehmen. Aber ist Zeit nicht Charakteristikum für einen richtigen Zigarrengenuss? Ganz sicher!

Flor de las Antillas Robusto

Zuletzt noch zum Zigarren ABC: Asche mittelfest, Abbrand ganz leicht schief, nach 3 bis 4 Minuten glimmt die Flor de las Antillas Robusto aus, Nikotingehalt leicht.

Besten Dank an unseren Blogleser Phil für diesen Beitrag an dieser Stelle!

Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande

Heute darf ich von einer Entdeckung der Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande berichten. Eine Entdeckung mag es für mich sein, denn dieses „Juwel“ (was „Joya“ übersetzt bedeutet) kannte ich bisher nicht. Tastings im Internet bescheren dieser Zigarren-Linie eher keine so guten Noten. Es ist, wie wenn man hier von zwei ganz unterschiedlichen Zigarren spricht. Denn mein „Juwel“ hier, schmeckt mir einfach wundervoll! So sind die Geschmäcker eben verschieden.

Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande

Mit einer Länge von 14cm, und einem Durchmesser von 2cm ist besticht diese Cigar mit einem wunderschönen Maduro Deckblatt. Deshalb sieht die hellgraue Asche besonders elegant wegen dem farblichen Kontrast aus.

Im Kaltzustand duftet die Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande extrem herrlich nach süsslichem Stroh. Die Hakptik (das „Anfassen“) ist sehr angenehm; Irgendwie eine Mischung zwischen „samtig“ und „ölig“, wobei das ja Gegensätze sind, ich weiss 🙂 Das Drücken zwischen Daumen und Zeigefinger zeigt: Perfekt. Da sie eine leichte „Kuppel“ am Mundstück hat, schneide ich sie mit der Cigarschere an; Ein gaaaaaanz vorsichtiger und kleiner Schnipsel genügt. Der Kaltzug lässt eine immense Vorfreude in mir aufsteigen: Süssliches Stroh kombiniert mit würzigem, angenehmen Pfeffer. OHA!

Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande

Ich zünde sie behutsam mit der Jetflamme an und lasse sie nach dem Entzünden noch einige Sekunden „qualmen“, bevor ich den ersten Zug nehme. Sofort steigt mir diese Wahnsinns-Raumnote (Aroma) in die Nase: Würziger Tabak, es duftet irgendwie nach „würzigem Stroh“ – wow! Die ersten Minuten der Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande schmecken würzig-süsslich und die Stärke ist sanft-medium.

joya-de-nicaragua-anano_1970_robusto-grande-03

Herausragende Balance….

Diejenigen die mich kennen, wissen, dass ich ein passionierter Langsamraucher bin. So offenbart mir das „Juwel“ denn auch im ersten Drittel ihre herausragende Balance: Sanft-Medium in ihrer Stärke, würziger Stroh (extrem angenehm für mich), kombiniert mit etwas Pfeffer und einer sanften Süsse (nicht cremig). Ein leichtes Prickeln bleibt auf der Zungenspitze liegen. Ich-bin-extrem-begeistert! Der leichte wellige Abbrand wird durch Drehen in die Horizontale ausgeglichen. Ein kleines Stückchen will nicht verbrennen, die „sanfte“ Jetflamme erledigt das Problem 🙂 Die Asche ist leicht „bröckelig“, hält aber. Das ist gut so.

Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande

….entwickelt sich weiter zu einem wundervollen Smoke

Mit Beginn des zweiten Drittels fällt die Asche ab und offenbart einen schönen Kegelabbrand. Ja, so soll ein Qualitätsprodukt gerollt sein, ausgezeichnet! Da macht es doch Freude zu sehen, dass die Tabakblätter fachgerecht verwendet wurden! Das zweite Drittel wird Medium in der Stärke; Pfeffernoten sind etwas stärker, was mir aber besonders gefällt: Dieser würzige „Strohgeschmack“ dominiert den ganzen Gaumen – wirklich sehr lecker für mich! Etwas Süsse ist auch vorhanden. Als „eindimensional“ (wie anderen Tastings aus dem Internet zu entnehmen), möchte ich diese Cigar nicht beschreiben. Ich finde das Blending handwerklich sehr schön komponiert und ebenso die Verarbeitung. Denn immerhin: Im Verlauf des zweiten Drittels gesellen sich erdige Nuancen hinzu. Sehr schön!

Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande

Nach rund 130 Minuten ist der Genuss der Joya de Nicaragua Antaño 1970 Robusto Grande vorbei. Im Mund bleibt die Mischung aus würzigem Stroh, Pfeffer, Erde und einer sanfter Süsse zurück. Mir gefällt’s, und diese Serie findet auf jeden Fall den Weg in meinen Humidor.

vasilij-sw01 Have a good smoke, Vasilij

Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro

Was für eine Schönheit! Die Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro hat bei mir die Bestnote in Sachen Aussehen. Dieses zweilagige Deckblatt ist doch einfach der Hammer! Zitat aus dem Shop:

Die Joya de Nicaragua Cabinetta wird zuerst mit einem hellen, cremigen und milden Deckblatt aus Ecuador eingerollt. Anschliessend wird die Mundpartie mit einem dunklen, reichhaltigen, aber eher süsslichen Deckblatt aus der besten Lage Nicaraguas ein zweites Mal umrollt.

Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro

Das erklärt schon mal die Idee dahinter. Ich bin echt gespannt, was mich für ein Smoke erwartet. Im Kaltzustand duftet die Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro nach süsslichem und zugleich leicht herben Heu. Ich loche sie und der Kaltzug schmeckt süsslich nach Heu und er ist für mich persönlich etwas zu schwach. Ich entzünde sie dieses mal mit drei Streichhölzern. Die ersten Minuten sind geprägt von sehr sanften Bitternoten, begleitet von im Vordergrund liegenden Pfeffer. Alles in allem ein schöner und interessanter Start. Die Asche ist hellgrau und der Brandrand ist leicht wellig, aber bislang gleichmässig. Das wird sich noch ändern.

Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro

Dadurch, dass der Zug zu leicht ist, läuft man Gefahr diese Schönheit viel zu schnell und somit zu heiss zu rauchen. Die Geschmacksnuancen würden zerstört werden. Also ist Vorsicht geboten und ein gemächliches, langsames Rauchen ist angesagt. Diesen Aspekt kann ich gar nicht genug betonen!

Die Raumnote (Aroma) ist herrlich: Es duftet nach gutem Tabak und bisher bereitet mir der Smoke eine Riesenfreude! Im Verlauf des ersten Drittels wird der Brandrand wellig und ungleichmässig. Ich drehe die Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro immer wieder in der Horizontalen, damit sich der Brandrand ausgleicht. Das funktioniert so-la-la. Die Asche bleibt etwas flockig, es ist etwas Vorsicht geboten damit sie nicht dorthin abfällt, wo man sie nicht haben will. Bei mir war es zwei mal die Laptoptastatur  – super, genau das will man haben 🙂 Der Rauchentwicklung ist üppig.

Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro

Die Stärke ist jetzt schon Medium und sie wird im Verlauf des Smokes auf jeden Fall stärker werden. Vorher sollte man gegessen haben, sonst gibt’s eine Karrussellfahrt für umsonst. Mein Gaumen ist jetzt erfüllt von Pfeffer, etwas Erde und Zartbitterschokolade. Sehr interessant, diese Balance. Der Pfeffer ist ganz klar im Vordergrund – herrlich!

Als die Asche zu Beginn des zweiten Drittels abfällt, offenbart sich die Rollkunst: Kegelkraterbrand. Das kann, muss aber kein Rollfehler sein. In der Mitte brennt die Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro korrekt als Kegel ab (somit wurde im Zentrum korrekt LIGERO verwendet, der oberste Teil und kräftigste Teil der Tabakpflanze); Aussen herum entsteht ein „Überrand“. Für das Deckblatt und Umblatt könnte ein Seco (mittlerer Teil der Pflanze) anstatt Volado (unterer Teil der Pflanze und lässt den Tabak am leichtesten verbrennen) verwendet worden sein. Das könnte den Kegelkraterbrand erklären. Leider ist das Foto nichts geworden, man erkennt nichts.

Hier sieht man den welligen Brandrand, der im Verlauf des Smokes heftiger wird, aber mit viel Geduld korrigierbar wird.

Joya de Nicaragua Cabinetta No. 7 Toro

Das zweite und letzte Drittel wird stärker, sie hat jetzt die Stärke Medium-stark, fast schon stark erreicht. Die Chilinoten weichen in den Hintergrund, Erde und etwas Bitterkeit kommen in den Vordergrund. Eine cremige Süsse mischt sich darunter, aber die erdigen Geschmacksnuancen dominieren.

Alles in allem ein toller Smoke, wer gern kräftige Zigarren hat. Auf jeden Fall ist sie aufgrund ihrer Deckblattbeschaffenheit einfach schön.

 

Vasilij Have a good smoke, Vasilij