Leonel Royale Double Robusto

Den Mund voll nehmen, das kann man bei dieser 60er Ringmass Gordito durchaus wortwörtlich behaupten – wer bohrt sollte also einen 11er Bohrer bereit halten oder der Wuchtbrumme eine Acht verpassen! Aber zunächst noch einige Details zur Leonel Royale Double Robusto.

Leonel Royale Double Robusto

Die Leonel Royale zählt zu den neuen Topcigars aus der Dominikanischen Republik. Als Grundlage (und für die Einlage) dienen 10 Jahre gereifte Tabakblätter, sorgfältigst fermentiert und ausgesucht, zum Grossteil aus der Heimat, zu einem kleineren Teil aus Peru und Nicaragua. Das Umblatt stammt aus der Dom. Republik während für das Deckblatt eine Kreuzung aus Cuban und Connecticut Seed aus Equador verwendet wird. Das klingt nicht nur gut, ist es auch!

Leonel Royale Double Robusto

Die vorliegende Leonel Royale Double Robusto ist Anschaungsmaterial erster Güte. Sie ist wirklich wunderschön gemacht – auch Bauch- und Fussbinde sind ein Hingucker – perfekt gerollt, Zug und Abbrand sind absolut in Ordnung. Man kann sie problemlos 6, 7 Minuten stehen lassen, sie brennt immer noch! Das leicht ölig glänzende Deckblatt zeigt einige wenige Blattadern. Im Double Robusto Format ist die Zigarre für einen längeren Rauchabend prädestiniert.

Nach dem Anzünden zeigt sich die Leonel Royale zunächst feinherb und würzig, etwas Olive und ein Hauch Pfeffer, aber auch leichte Holznoten und Kaffeeröstaromen sind festzustellen. So ungefähr ab dem 2/3 ziehen sich die Aromen erstmal zurück, sie wird cremiger, Heu und eine feine Süsse sind präsent. Aber nicht die Flinte „ins Heu“ werfen, geben Sie ihr etwas Zeit, sie entwickelt sich und zeigt im letzten Drittel wieder mehr Komplexität und beschliesst schliesslich einen ausgiebigen Rauchgenuss. Kurzum: 1/3 toll und durchaus pfundig. 2/3 ein minimer Durchhänger. 3/3 wieder komplexer, würziger.

Für meinen Geschmack kommt die Leonel Royale Double Robusto eher auf der milden bis knapp mittelkräftigen Seite zu stehen. Ein wirklich vorzüglicher Smoke, der seine Herkunft nicht verleugnet, rund und unkompliziert und recht unaufdringlich ist. Als Getränkebegleitung würde ich eher etwas mildes empfehlen, da sonst die feinen Geschmacksnuancen der Zigarre verloren gehen.

Derzeit erhältlich sind ausserdem zwei limitierte Grand Cru 2012 Serien der Royale, jeweils im Toro Gordo Format.

Besten Dank an unseren Blogleser Phil für diesen Beitrag an dieser Stelle!

Alec Bradley Prensado Robusto

Über die Alec Bradley Prensado Robusto, eine box-pressed Zigarre, gab es einiges zu lesen: Ziehen nicht! Brennen nicht gut ab! Schiefbrand! Mal selber sehen was daran denn so ist, immerhin wurde sie vom fast schon legänderen Cigar Aficionado Magazin einst zur Zigarre des Jahres gekürt! Aber zuvor, was sagen die schlauen Seiten denn so genau zu box-pressed?

Die bekannte Definition sagt:
„Um das Volumen einer Zigarrenkiste besser ausnutzen zu können, werden Zigarren oft schon direkt nach der Produktion – wenn sie noch etwas mehr Feuchtigkeit enthalten und daher auch flexibler sind – in eine Kiste gepresst und erhalten so ihre „eckige“ Form.“ Nicht zu vergessen die 8-9-8 englische Kisten-Definition.

Weiter geht’s: Noch vor 40+ Jahren wurden in Europa fast ausschliesslich „eckige“ Zigarren hergestellt um einen „einheitlichen Spiegel in den Zigarrenkisten zu erhalten“. Doch die runden Zigarren haben den Markt schliesslich erobert und es ist erst in den letzten Jahren wieder zu einem wie ich meine wohltuenden Revival der box-pressed Exemplare gekommen. Ob es durch das leichte Pressen der Zigarren nun geschmackliche Veränderungen gibt (im Pfeifentabakbereich gibt es sogenannte Flakes und Plugs, also Tabak der über einen längeren Zeitraum unter starkem Druck gepresst wird, so findet eine Vermählung des Tabaks statt, die Aromen können verstärkt werden und der Geschmack verändert sich meist zum Positiven), ist umstritten, da aber der verwendete Druck bei box-pressed Zigarren im Vergleich zu gepresstem Pfeifentabak eher gering ist, kann man davon ausgehen, dass es bezüglich des Tabaks zu keiner allzu grossartigen „Modifikationen“ kommen sollte. Hier wäre natürlich ein Vergleich 1:1 der selben Zigarre, rund und box-pressed wirklich interessant – und wer weiss, mehr als das „sie rollt wenigstens nicht vom Tisch“ ist vielleicht doch auch dran?

Es wird ausserdem gesagt, box-pressed Zigarren würden nicht mehr einer Qualitätskontrolle unterzogen werden können, da sie ja in den Kisten gepresst werden, womit die Herstellung ein gewisses Risiko birgt und auf sauberes Handwerk grossen Wert gelegt wird. Von der Industrie jedenfalls wird bestritten, dass diese Zigarren einen entgegen anders lautender Kommentare schlechteren Zug aufweisen würden.

Nun aber zur Alec Bradley Prensado Robusto (Prensado: spanisch für gepresst), die in der Internetwelt völlig geteilte Ansichten ausgelöst hat. Entweder man liebt sie oder man hasst sie, so scheint es wenn man durch die Internetforen kurvt. Ich nehme es vorweg, ich bin da irgendwo mitten drin.

Der Filler der Alec Bradley Prensado Robusto besteht aus Honduras und Nicaragua Tabaken, das Umblatt aus Nicaragua und das Deckblatt aus Honduras. Kern der Prensado ist ein Tabak aus dem Trojes Tal Honduras‘, um welchen Alan Rubin die Prensado aufgebaut hat.

Alec Bradley Prensado Robusto
Das Kaltaroma der Alec Bradley Prensado Robusto gibt nicht allzu viel preis, etwas Kakao, etwas Leder. Nach dem Anzünden offenbaren sich deutliche Schokoaromen, aber auch erdige sowie leichte Bitternoten. Manchmal wirkt sie zu Beginn etwas kantig und hölzern (nicht geschmacklich gemeint), fast etwas hart – Kraft auf jeden Fall zeigt sie sofort. Was mir hier und ab dem 2/3 nicht so gefällt ist ein leichter Nebengeschmack, den ich nicht genauer definieren kann, ausserdem eine allerdings nicht allzu abschreckende Schärfe. Fakt aber ist: der Zug der Alec Bradley Prensado Robusto ist vielleicht etwas schwerer als normal, keineswegs aber störend. Sie brennt zunächst sauber und gerade ab. Erst später, so ungefähr ab der Hälfte, neigt sie zu etwas Schiefbrand und muss nachkorrigiert werden.

Ab hier dominiert weiterhin Schokolade und eine deutliche wahrzunehmende Würzigkeit. Mir scheint bei der Alec Bradley Prensado Robusto das Degasen allerdings unerlässlich, wenigstens um den oben erwähnten Nebeneffekt loszuwerden. Die Schärfe nimmt gegen Ende etwas zu, auch die bitteren Aromen, die Rauchdauer wird also ausgedehnt und zeigt durchaus Erfolg. Zum Ende bleiben gemischte Gefühle. Irgendwie meine ich, dass hier einiges an Potential vorhanden ist, die Alec Bradley Prensado es aber nicht völlig ausschöpfen kann. Was sicher ist: Die Alec Bradley Prensado Robusto hat Kraft und Power, auch was den Nikotinlevel angeht. Auf leeren Magen ist hier eher nicht…!

Zuammenfassend: Schön anzusehende, top verarbeitete Zigarre mit Potential. Nicht der absolute Umwerfer, aber sicher auch nicht das grässliche Ding, wie es durch die Zigarrenforen geistert.

Besten Dank an unseren Blogleser Phil für das Tasting der Alec Bradley Prensado Robusto an dieser Stelle!

Davidoff Puro d’Oro Deliciosos

Die Puro d’Oro gehört zu den jüngeren Kreationen von Davidoff. Sie wurde 2010 herausgebracht und erfreut seitdem nicht nur die Fans der Marke. Für die Davidoff Puro d’Oro Linie entwickelte Davidoffs Hausblender Hendrik Kelner das nur für diese Serie verwendete Yamasa Deckblatt aus dem gleichnamigen Tal, welches für diesen Tabak neu bepflanzt wurde.

Soviel zur Vorgeschichte, nun aber zum Essentiellen: Wie schmeckt sie, die Davidoff Puro d’Oro mit ihrer geheimnisvollen Fillerzusammenstellung und einem Umblatt, das ebenfalls mysteriös bleibt? Als Tastingobjekt habe ich die eher kleine Davidoff Puro d’Oro Deliciosos ausgesucht, mit 17mm Durchmesser und 124mm Länge ist sie also eine Corona. Davidoff verspricht, dass jedes Format der Serie eine eigene Geschmackswelt eröffnet! Mal sehen, welche die Deliciosos auftun kann…

Schön anzusehen ist die Davidoff Puro d’Oro Deliciosos mit ihrem dunklen, leicht öligen, recht grobporigen Deckblatt und den goldenen Fuss- und Bauchbinden. Die Verarbeitung ist wie nicht anders zu erwarten perfekt ausgefallen.Davidoff Puro d'Oro Deliciosos

Sie riecht nach Kräutern und einem Hauch Schokolade. Nach dem Anzünden zeigt sie sich zunächst berauschend vollwürzig. Bitterschokolade, eine herrlich dezente Süsse und noch im 1/3 cremig. Die Qualität der verwendeten Tabakblätter ist der Puro d’Oro wahrlich anzuschmecken. Feine Noten von Rosmarin, ja gar ein ganz wenig Fenchel (horcht man ganz genau auf seine noch nicht so belegte Zunge) und ein bisschen Pfeffer zeigen sich in ihrer Würzigkeit. Nun entwickeln sich auch verstärkt Aromen von frisch geröstetem Kaffee und Nüssen. Das Nussige verstärkt sich gegen Ende.

Die Davidoff Puro d’Oro Deliciosos profitiert von einem gemütlich-langsamen Rauchvorhaben um die doch eher leicht gebaute Zigarre zu geniessen. Leicht gebaut ja, ansonsten durchaus mittelstark was den Nikotingehalt anbelangt.Davidoff Puro d'Oro Deliciosos

Insgesamt dürfte die Davidoff Puro d’Oro Deliciosos etwas mehr Volumen zeigen, etwas üppiger sein, auch wenn ein toller, bleibender Abgang Zunge und Gaumen erfreuen. Aber es ist etwas die fehlende Substanz, die der Puro d’Oro das Tüpfelchen aufs i setzen könnte!Davidoff Puro d'Oro Deliciosos

Die Davidoff Puro d’Oro scheint eine wirklich interessante Serie, wenn man bereit ist für eine Zigarre aus der Dominikanischen Republik ein weniger tiefer in die Tasche zu greifen. Grundsätzlich lohnt sich das hier schon!

Besten Dank an unseren Blogleser Phil für diesen Beitrag an dieser Stelle!

La Flor Dominicana Colorado Oscuro No. 4

Die La Flor Dominicana Colorado Oscuro No. 4 duftet im Kaltzustand würzig und süsslich. Ich wette, genau so wird sie schmecken. Nach dem Anzünden entfalten sich auf meiner Zunge sanfter Pfeffer und eine dominante Süsse. Nach einigen Minuten wird der Pfeffer etwas stärker und balanciert sich wunderbar mit der Süsse. Das erste Drittel bleibt sanft pfeffrig und cremig süsslich. Hervorragende Balance, Kompliment an den Master-Blender!

Blindtasting La Flor Dominicana Colorado Oscuro No. 4

Die Rauchentwicklung der La Flor Dominicana Colorado Oscuro No. 4 ist stark und dicht. Die Raumnote (Aroma) nehme ich nicht wahr, denn ich sitze am Strand auf den Kanaren und darf diese schöne Cigar verköstigen 🙂 Das zweite Drittel entwickelt noch mehr cremige Süsse und der Pfeffer tritt in den Hintergrund, ist aber noch präsent.

Die Asche bleibt fast 3 cm lang fest. Auf dem nächsten Bild habe ich sie auf einem Stein abgelegt und aufgeschnitten. Sie ist absolut fest und sieht wie folgt aus:

Blindtasting La Flor Dominicana Colorado Oscuro No. 4

Fast einbisschen wie der Fels im Hintergrund!? 🙂 Deshalb habe ich die Asche eingerahmt, damit man nicht denkt, es sein ein Stein. Sieht schon cool aus, oder?

Auf der Zunge wird die cremige Süsse der La Flor Dominicana Colorado Oscuro No. 4 omnipräsent. Das letzte Drittel ist eine Wucht: Die Cigar entwickelt fantastische Röstaromen, die sich mit dem etwas stärkeren Pfeffer und der cremigen Süsse vermengt. Super, dieses Blending, wirklich! Ich bin sehr begeistert, die La Flor Dominicana Colorado Oscuro No. 4 macht Spass und sie schmeckt wunderbar. Deshalb: Unbedingte Kaufempfehlung für alle die süsslich, cremige Cigarren mögen. Raucht man sie langsam, schenkt sie einem die hier beschriebenen Geschmacksnuancen. Ich schätze, sie kommt aus Nicaragua (wegen der Pfeffrigkeit und der Süsse). Ob ich richtig liege?

Wie üblich wusste Vasilij nicht was er geniessen durfte. Das Geheimnis wird nun gelüftet und wir haben den Namen der Zigarre im vorhergehenden Text eingefügt. Vasilij genoss eine La Flor Dominicana Colorado Oscuro No. 4 aus unserem Sortiment.

Cigar4-01Herzliche Grüsse, Vasilij

 

Nicarao Classico Gordito

Nicarao Classico GorditoNicarao ist ein noch junger Boutique Brand, welcher vom Agrarökonomen Didier Houvenagel entwickelt wurde. Houvenagel wurde zum Zigarrenmacher aus Leidenschaft, nachdem er sein Buch „The Cigar: From Soul to Soul“ geschrieben und dafür in Kuba recherchiert hatte.

Die Nicarao sind 100% Puros, alle Tabake stammen also aus Nicaragua. Es gibt sie in bisher drei Varianten: Classico, Especial und Exclusivo. Wir konzentrieren uns in diesem Tasting auf eine Nicarao Classico Gordito aus der Classico oder Anno VI Linie, wie sie verwirrenderweise auch heisst (es steht so auf der kleinen Zusatzbanderole).

Für die Nicarao Classico also werden 1.5 bis 4.5 Jahre alte, aus dem Gebiet Esteli stammende Rosado Blätter als Filler und als Umblatt verwendet, das Deckblatt, ein Rosado Claro Habano, stammt aus dem berühmten Jalapa Tal.

Nicht nur Gucken, auch anfassen!
Was sehen wir? Eine Zigarre knapp unter Robusto-Format, Ringmass stimmt, Länge nicht ganz, mit einem mittelbraunen, leicht öligen Deckblatt, das einige Blattadern aufweist. Die Nicarao Classico Gordito verstömt kalt einen ganz leichten Hauch Schokolade, mehr aber ist Heu zu riechen. Der Druck auf die Gordito zeigt, dass sie gleichmässig gerollt worden ist, keine harten Stellen, aber auch nicht zu weich. Sauber gemacht.

Gebohrt, nicht gecuttet, so beginnt der Rauchspass hier! 7mm, problemlos, ein sehr guter Zug von Anfang bis Ende.

Von Beginn weg zeigt sie sich üppig im Rauch, Noten von Kaffee sind sofort präsent, aber auch eine auffallende Würzigkeit, ein wenig weisser Pfeffer und im Verlaufe des 1/3 auch eine leichte Süsse. Danach mehr Kaffee, etwas Holz und ja, da ist sie wieder, die Schoggi vom Kaltaroma – und immer mehr davon. Erstaunlich. Nicht vergleichbar mit einer Maduro oder CAO OSA Lot (andere Baustelle!), aber vorhanden. Die Nicarao Classico Gordito zeigt sich durchaus auch cremig und erst im letzten Drittel tauchen leicht bittere Noten auf, nie aber unangenehm oder störend.

Zusammenfassend: Ein angenehmer, ab dem 2/3 harmonischer Genuss, medium von der Stärke her, aber doch noch so, dass sie sich durchaus als gute Morgenzigarre eignet – oder einfach mal so zwischendurch. Das gute Preisleistungsverhältnis (die Nicarao Classico Gordito kostet Fr. 6.90) kommt ebenfalls noch auf der Haben-Seite zu stehen. Probierempfehlung!

Besten Dank an unseren Blogleser Phil für diesen Beitrag an dieser Stelle!