Die Nichtraucher-Siegerzigarre

Eine Kolumne von Phil:

Es gibt sie, die Zigarrenraucher, die nur zu ganz besonderen Anlässen einen Stumpen anzünden. Zur Geburt eines Kindes, zu Weihnachten, am Geburtstag, zu einem gelungenen Geschäftsabschluss, zum Fussballfinale (gerade ganz aktuell). Und so weiter, und so fort. Machen wir doch zu einem ganz besonderen Essen oder einer Feier auch einen besonderen Wein oder einen Chämpis auf. Ich habe das jahrelang so gemacht: Nach Beendigung eines mit viel Stress und Druck verbundenen Auftrags gab es zur Eigenbelohnung eine Zigarre. Später auch nach Fertigstellung eines Bildes. Die Wucht der Nikotinstärke liessen meine „Nichtraucher“-Birne ganz schön in Drehung versetzen, aber hey, das bekommt auch eine Flasche Wein locker hin.

Heute ist das ein wenig differenzierter, ich rauche mehr und auch gerne mal eine Pfeife (immer noch als „Nichtraucher“, jawohl…) und geniesse die ein und andere Zigarre wöchentlich. Dabei versuche ich es mir allerdings immer noch zu einer kleinen Besonderheit zu machen, nehme mir bewusst die Zeit oder lasse es sein, wenn es gerade arg zu stressig ist. Schliesslich und endlich soll es ein Genuss bleiben, dem man besonders gut fröhnen kann, wenn der Moment stimmt und die Zeit dafür da ist. Davon abgesehen kann ich mir einen „ganz besonderen Zigarrenmoment“ aufsparen, etwa nachdem wir ein Fussballspiel gewonnen haben. Danach ist eine Siegerzigarre, nein, eben nicht Pflicht, sondern zum gemütlichen und erfolgreichen Ausklang geworden – und keiner der Platznachbarn, im Sommer ist es freilich umso schöner, motzt. Im Gegenteil, ich muss immer zwei, drei Köstlichkeiten zusätzlich dabei haben, ein „oh, hast du mir auch eine?“ kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Alles Nichtraucher by the way. Und gemeinsam Feiern ist doppelt schön.

Die Zigarre ist und bleibt beim Zigarrenraucher etwas besonderes, zelebrieren wir es doch eigentlich von Beginn an: der Auswahl des Stumpens über das Cutten, Anzünden bis zu den ersten (und letzten) Zügen und so ist letztlich eine jede Zigarre eine Siegerzigarre, oder nicht? In dem Sinne: ein frohes Fussballfest!

Ein herzliches Dankeschön an Phil für diesen Beitrag.

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La Aurora Preferidos Platinum

Wer von La Aurora spricht, dem fällt sicher sofort die Preferidos Edition mit den wunderschönen, farbigen Tubos ein. Es gibt die La Aurora als Emerald, Sapphire, Gold, Ruby und Platinum. Letztere, die La Aurora Preferidos Platinum, soll hier kurz besprochen werden, im Hinterkopf bleibt allerdings die famose Emerald, die bei mir vor einiger Zeit eingeschlagen ist – eine wundervolle Zigarre und etwas vom Feinsten des Herstellers aus der Dominikanischen Republik.

La Aurora Preferidos Platinum

Die La Aurora Preferidos Platinum enthält als Filler Cuba, Brazilian Bahia und Cameroon Tabake, der Binder ist (bei allen Preferidos gleich) Corojo und das Deckblatt aus Kamerun. Leider hatte meine Zigarre einen Einriss im vorderen Drittel, etwas Spucke und der kleine Schaden war behoben, auch wenn es nicht nur, aber insbesondere bei einer Zigarre dieses Preisformats immer ein wenig ärgerlich ist. Es ist dennoch zu bedenken, dass wir hier einem von Hand gemachten Naturprodukt fröhnen, es kann halt vorkommen.

Zu Beginn ist die Preferidos Platinum robust und kräftig, voll und würzig mit etwas Waldbodenduft, wenig Heu. Es folgt eine kurze Phase in der sie sich etwas herb zeigt, aber auch eine feine Süsse und malzige Noten sind zu schmecken. Nach und nach wird die La Aurora Preferidos Platinum harmonischer, zeigt sich cremig und mit einem schönen Süss-Säurespiel. Nicht zuletzt durch die wundervolle Perfecto Form legen Intensität und Aromen (einiges aus der floral Abteilung wie Olive und auch ein Hauch Pfeffer) im letzten Drittel nochmals kräftig zu, die schöne Süsse bleibt aber bis zum Schluss erhalten. Und nach rund 90 Minuten bleibt einem der Mund ob des hier gezeigten beinahe offen. Eine tolle Zigarre.

La Aurora Preferidos Platinum

Die La Aurora Preferidos Platinum ist eine durchaus vielschichtige Zigarre mit einem Deckblatt versehen, das ihr zusätzlich Robustheit und Würze verleiht, die Zusammenstellung der Tabake sorgt für kräftige Aromen und eine mittelkräftige Zigarre. Die Asche zeigt sich weiss und von fester Struktur, der Zug ist an sich perfekt. Zu guter Letzt werden der Platinum auch ein paar weitere Jährchen im Humidor sicher nicht schaden.

Die Preferidos sind keine günstigen Zigarren. Ob sie den Preis schliesslich rechtfertigen, soll jeder für sich selber entscheiden, ich bin der Meinung, dass zumindest Emerald und Platinum mitunter der oberen Liga zuzuschreiben sind.

Ein herzliches Dankeschön an Phil für diesen Beitrag.

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La Flor Dominicana Double Ligero 660

Ich lese immer mit etwas Vorsicht Bezeichnungen wie „Double“ in Erwartung einer vielleicht recht starken Zigarre, wie wenn double = doppelt stark bedeuten würde. Dies bestätigt die La Flor Dominicana Double Ligero 660 allerdings nicht. Und das ist auch gut so. Sie besteht aus dominikanischen Fillern und Umblatt vom eigenen Gut und wird von einem Sun Grown Deckblatt aus Equador umschlossen. Wie andernorts schon beschrieben, ist Ligero der oberste Teil der Tabakpflanze. Ein doppelter Anteil an Ligero sollte für eine volle Zigarre sorgen.

La Flor Dominicana Double Ligero 660Der Zug ist fast zu perfekt um wahr zu sein… er dürfte wahrlich ein wenig satter ausfallen. Gegenüber einer meist etwas satter gerollten Kubanerin ist die LFD Double Ligero, hier in den Massen 117 und 60 als Gran Robusto vorliegend, etwas behutsamer zu rauchen.

La Flor Dominicana Double Ligero 660Nach dem Entzünden der schokobraun glänzenden Schönheit sind es vorerst üppige Kaffeenoten, die den Gaumen ausfüllen. Es dauert ein Weilchen bis andere Aromen durchkommen: Bitterschokolade, wenig Vanille im Hintergrund, herbale Noten. Der Rauch, den die La Flor Dominicana Double Ligero 660 entwickelt ist wie angesprochen voll und es ist viel davon vorhanden. Nur ein bedachter Zug und sofort ist der Mund gefüllt. Im zweiten Drittel fällt die Cremigkeit auf, begleitet nach wie vor von Kaffee, jetzt eher ungesüsster Capucchino. Sie ist „saftig“ und zeigt sanfte Seiten, die angenehme Strenge zu Beginn ist nicht mehr zu finden. Die Rauchangelegenheit beruhigt sich ein wenig und ein gemütlicher Smoke, der nicht weh tut und doch füllig ist, setzt sich fort. Fast bis zum Schluss setzt sich das fort ehe die Aromadichte und Stärke nochmals zunehmen und so ein tolles Finale einer gluschtigen und gelungenen Dominkanerin bilden.

Die Asche ist recht fest und zeigt, so sie denn nach ca. Der Hälfte erstmalig fällt, einen schönen Kegelbrand. Man kann die Dicke problemlos einige Minuten liegen lassen und den Genuss erneut aufnehmen ohne den Jetflame zu bemühen. Ohnehin braucht es das Feuer nie mehr, alles brennt sauber ab.

Was das Nikotin betrifft würde ich die La Flor Dominicana Double Ligero 660 als höchstens mittelkräftig einordnen.

Ein herzliches Dankeschön an Phil für diesen Beitrag.

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TE-AMO Nicaragua Blend WSS Gran Corto

Die TE-AMO Nicaragua Blend WSS Gran Corto ist ausgestattet mit einem Filler aus Nicaragua Tabaken, einem Umblatt aus San Andres Maduro und einem Deckblatt aus Criollo ’98. Criollo ’98 ist eine kubanische Züchtung, die gegen Pilzkrankheiten resistent ist und die scheinbar anfälligere Habana 2000 ersetzen soll.
Vom Hersteller wird der Nicaragua Blend als voll und für erfahrene Raucher empfohlen, was ich so nicht unterschreiben kann.

TE-AMO Nicaragua Blend WSS Gran Corto

Braunes, seidenmattes Deckblatt mit leichten Schattierungen und gut erkennbaren Blattadern. Die Zigarre fühlt sich recht weich und eher locker gerollt an, sie lässt die Asche auch deutlich früher fallen als die beiden anderen TE-AMOs.

TE-AMO Nicaragua Blend WSS Gran Corto TE-AMO Nicaragua Blend WSS Gran Corto

Zum Start sind Noten von Heu zu erkennen, im Geschmack feinherb, würzig. Im weiteren Verlauf zeigen sich zarte fruchtige Momente, so schmecke ich etwas süsslichen Apfel, später erscheinen ein Hauch Schokolade, Röstnoten, eine leichte Cremigkeit und im letzten Drittel Pfeffer. All diese Aromen sind nur äusserst zurückhaltend heraus zu schmecken.

Im Vergleich mit den beiden anderen bisher getasteten TE-AMOs (die Cuban Blend steht noch aus) scheint die TE-AMO Nicaragua Blend WSS Gran Corto leichter gebaut, vom Maduro Umblatt ist nur wenig zu definieren. Mich hat sie bisher am wenigsten befriedigt, sie bleibt erstaunlich dumpf im Geschmacksbild, zeigt wenig Raffinesse, ist eher saft- und leider auch ein bisschen kraftlos. Die eingangs angetönte Fülligkeit bestätigt die TE-AMO Nicaragua Blend jedenfalls kaum und kann so auch die zugegeben vorhandene Erwartungshaltung nicht erfüllen.

TE-AMO Dominicana Blend WSS Gran Corto

Und weiter geht’s mit dem Kurzbrummen probieren. Heute ist die TE-AMO Dominicana Blend WSS Gran Corto an der Reihe. Hier werden als Einlage dominikanische Tabake verwendet, als Binder ein San Andrés Negro Blatt aus Mexiko, das der Zigarre Körper und Robustheit verleiht und als Wrapper ein Connecticut Shade. Dieses ist von brauner Farbe, eher matt und von gröberer Struktur, sieht man und fühlt man.

TE-AMO Dominicana Blend WSS Gran Corto

Premiere: Die Dicke wird mit dem neuen ZO-Jetflame entzündet. Zigarrige Aromen, Zedernholz, eine leichte, beherrschte Würze, angenehm und leicht im Rauch. Feine Bittermandeln begleiten das erste Drittel. Fans der „cremigen“ Dominikanerinnen werden hier eher nicht auf ihre Kosten kommen, die TE-AMO Dominicana Blend WSS Gran Corto ist von der robusteren Sorte – und das ist gut so, bedeutet es doch, dass man hier nicht nur heisse Luft einzieht, wenn sie auch an die komplexeren Aromen der Honduras natürlicherweise nicht herankommt.

TE-AMO Dominicana Blend WSS Gran Corto TE-AMO Dominicana Blend WSS Gran Corto

Im weiteren Geschmauche finden sich zarte Kaffeenoten mit einer ebenso zarten Süsse, die aber von den würzigen Aromen in den Hintergrund gestellt wird. Im letzten Drittel legt die Dominican Blend zu, noch würziger, leicht herb, wird sie voller und stärker. Lassen wir sie nun 5 Minuten stehen, zeigt sich, sie raucht sich übrigens problemlos weiter, sogar eine grazile Cremigkeit. Na also.

Die dunkelgraue Asche ist fest, der Abbrand hie und da ein wenig mit dem Jetflame zu korrigieren, der Zug sauber.

Ich mag diese Brummer und es ist spannend die verschiedenen Tabakprovenienzen ein und der selben Marke probieren und vergleichen zu können. Hinzu kommt ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, das die Teamos durchaus zur Kandidatin für eine Alltagszigarre werden lässt – und dies ist keinesfalls despektierlich gemeint – stärkemässig eignet sich die TE-AMO Dominicana Blend WSS Gran Corto absolut dazu. Man muss jedoch gute 75 bis 90 Minuten einrechnen.