Archiv der Kategorie: Blindtastings

In Zusammenarbeit mit vasilijonline.com startet zigarren-online.ch eine Serie von Blindtastings. Vasilij kennt weder Marke, noch das Herkunftsland und das Blending und auch nicht das Alter der Zigarre. Seine Schilderungen sind persönliche Eindrücke. Und genau das macht diese Serie zu einer spannenden Entdeckungsreise! Zum Schluss des Blindtastings folgt der Link zur Zigarre. Wir wünschen viel Vergnüngen und Spannung am Entdecken diesen Zigarren! Der Name der jeweils verkosteten Zigarre wird erst kurz vor der Veröffentlichung hier im Blog, durch zigarren-online.ch eingefügt.

Blindtasting Nicarao Especial Gordo

Blindtasting Nicarao Especial Gordo

Das Entdecken im Kaltzustand macht mich neugierig

Mit 138mm Länge und rund 20mm Dicke ist es ein Format „Gordito“ oder „Robusto“. Je nach Quelle. Z.B. eine „Gordito“ ist es gemäss CigarWiki und eine „Robusto“ gemäss anderen Quellen. Ja, und gemäss Cuban Cigar Website ist es eine „Gordito“ resp. eine „Robusto Extra“. Und Achtung, zur Erinnerung: Ich weiss nicht, welche Cigarre ich rauche! Ok, los geht’s!

Das Deckblatt ist sehr sorgsam gerollt und hat keine Beschädigungen. Für diejenigen, die sich (noch) nicht so gut auskennen: Die hellbraune Farbe des Deckblattes nennt sich „Colorado“ und stammt von den oberen Blättern der Tabakpflanze (die unter einer Schattierung vor der Sonne geschützt aufwachsen). Ich prüfe wie fest sie gerollt ist und es macht auf mich einen guten Eindruck.

Ich loche sie mit dem Davidoff-Locher. Die Cigarre duftet sanft nach Heu; Der offen sichtbare Tabak an der “Zündstelle” riecht herber nach Heu und nur leicht stärker. Der Kaltzug zeigt sich minimal würzig und der Zugwiderstand ist für mich persönlich eher zu leicht.

Blindtasting Nicarao Especial Gordo

Das Anzünden und die ersten Minuten

Ich zünde die Nicarao Especial Gordo vorsichtig und hoch über der Flamme eines Jet-Feuerzeugs an (Tipp: Feuerzeuge). Sie schmeckt sanft, minimal salzig und minimal würzig. Nach etwa drei Minuten verglimmt sie und ich zünde sie erneut an. Sie raucht ordentlich, der Rauch ist weiss-bläulich. Offenbar habe ich sie zu Beginn nicht korrekt angezündet. Jetzt „funzt’s“ aber 🙂 Ja, eindeutig: Zu Beginn habe ich sie nicht korrekt angezündet. Der Zugwiderstand ist für mich persönlich zu schwach; Ich mag es lieber, wenn ich einen gewissen Widerstand beim rauchen habe. Das Deckblatt verglimmt zu hellgrauer Asche. Das Brandende ist dunkelgrau und hauptsächlich fast schwarz.

Blindtasting Nicarao Especial Gordo

Das 1. Drittel ist sanft und die Raumnote (Aroma) riecht zu Beginn brandig

Ich bin mir sicher, dass sich die Nicarao Especial Gordo durch mein „falsches“ Anzünden derzeit noch etwas „quält“. Die Raumnote (Aroma) riecht brandig und etwas „bissig“. Nicht so angenehm. Das Brandende ist bröselig und ist teilweise bereits abgefallen. Deshalb lasse ich sie so lange ruhen, damit sich die Gute „beruhigt“ und mir danach ihre wahren Geheimnisse schenken kann 🙂 Ja, siehe da: Sie hat mir verziehen und beschenkt mich jetzt mit einer sanften Süsse; Ich merke auch etwas Salz auf den Lippen und einen kaum wahrnehmbaren Pfeffergeschmack. Schiefbrand setzt ein und die Asche bleibt permanent bröselig. Gegen Mitte des ersten Drittels ist der Schiefbrand zu gross und ich glaube nicht mehr daran, dass er sich von selbst korrigiert. Also helfe ich korrigierend nach. Das brandige Aroma bleibt jedoch bestehen. Das gefällt mir nicht so sehr und ich kann mir jetzt nicht mehr erlauben zu behaupten, dass dies auf mein falsches Anzünden zurückzuführen ist.

Blindtasting Nicarao Especial Gordo

Das 2. Drittel beginnt nach rund 1 Stunde, wird leicht erdiger, verliert zunächst die Süsse und schenkt mir 2 angenehme Überraschungen

Die Asche ist zwar noch dran, aber sie bröselt an den Rändern ab. Vorsicht ist geboten! Da sich erneut Schiefbrand bemerkbar macht, streife ich jetzt die Asche auch aus diesem Grund lieber ab. Ich korrigiere die Nicarao Especial Gordo ein zweites mal mit der Flamme (das Benetzen hat keine Wirkung gezeigt). Der Geschmack wird „erdiger“ und das 2. Drittel wechselt von „sanft“ zu „sanft-medium“. Obwohl ich zuvor gut gegessen hatte, und ich die Cigarre sanft und langsam rauche, merke ich eine leichte „Schwummrigkeit“ im Kopf. Vielleicht liegt es an meiner Tagesform 🙂 Die Cigarre wird auch im 2. Drittel niemals bitter, was ein gutes Zeichen ist. Zunächst verschwand der süssliche Geschmack, aber er kehrte im Verlauf des 2. Drittels zurück in Form einer cremigen, leicht süsslichen Geschmacksnote. Eine erste angenehme Überraschung für mich. Im weiteren Verlauf des 2. Drittels mischt sich die zweite Überraschung ein: Der Geschmack wird angenehm „tabakiger“ (was für ein Ausdruck 😉 ) > Sie schmeckt mir jetzt besser. Die Raumnote (Aroma) bleibt brandig, verliert jedoch ihre eher „bissige“ Note. Der Scheifbrand setzt erneut ein und dieses Mal lasse ich die Cigarre gewähren. Will sie sich denn wirklich nicht von selbst korrigieren? Gegen Ende des 2. Drittels verglimmt sie (ich liess sie etwa 2 – 3 Minuten liegen), was mich doch wundert.

Noch eine Anmerkung zur Farbe der Asche: Nach dem Anzünden war das Brandende hauptsächlich schwarz. Jetzt, nach dem Abstreifen der Asche, ist das Brandende hauptsächlich dunkelgrau. Je dunkler das Brandende, desto weniger verbrennen die Partikel. Das kann auf noch jungen Tabak hin deuten (2-3 Jahre inkl. Produktion der Cigarre), oder dass der Fermentierungsprozess durch die Lagerung verlangsamt wurde (und der Tabak deshalb älter als etwa 3 Jahre sein kann).

Blindtasting Nicarao Especial Gordo

Das 3. Drittel wird angenehm „tabakiger“ und die „brandige“ Raumnote (Aroma) bleibt bestehen

Die cremige Süsse geht etwas in den Hintergrund, dafür wird der Tabakgeschmack noch angenehmer. Sie schmeckt mir jetzt etwas „erdiger“, bleibt aber in der Stärke medium. Auch jetzt wird sie weder bitter noch stärker. Der Smoke dauert jetzt rund 100 Minuten. Ich muss aufpassen, dass sie nicht erneut verglimmt…ups, schon passiert. Erneutes Anzünden ist angesagt (nach rund 2 Minuten liegen lassen). Auch weiterhin muss ich aufpassen und ich muss knapp nach 1 Minute wieder an ihr ziehen. Das bedingt, dass sie heisser und somit kräftiger wird. Nein, sogar nach knapp einer Minute verglimmt sie erneut. Jetzt ist sie mir zu heiss und ich zünde sie nicht erneut an.

Blindtasting Nicarao Especial Gordo

Mein persönliches Fazit und meine Einschätzung für die Reifung

Knapp 2 Stunden dauert der Smoke der Nicarao Especial Gordo. Auf der Zunge und im Gaumen bleibt der leicht erdige Geschmack sowie eine sanfte cremige Süsse liegen. Das gefällt mir. In der Nase sind die Epidermishärchen etwas empfindlich; Es fühlt sich irgendwie „leicht geschwollen“ an, was ich auf die brandige Raumnote (Aroma) zurückführe. Gewundert habe ich mich, dass sie im 2. und 3. Drittel nach kurzer Zeit verglimmt ist. (Das Verglimmen im 1. Drittel führe ich auf mein falsches Anzünden zurück). Schön finde ich, dass sie niemals bissig oder bitter wurde. Was das Reifungspotenzial angeht: Mein „Bauchhirn“ sagt mir, dass sie ihre Geschmacksnote kaum merklich verbessern könnte. Ich würde sie 1-2 Jahre lagern und dann noch einmal verköstigen. Jetzt bin ich mal gespannt, welche Cigarre ich hier verköstigen durfte!

Vasilij

Herzliche Grüsse, Vasilij Ratej 🙂

Blindtasting Rocky Patel The Edge Habano Torpedo

Blindtasting Rocky Patel The Edge Habano Torpedo

Das Entdecken im Kaltzustand verspricht Interessantes

Die Rocky Patel The Edge Habano Torpedo hat das Format „Torpedo“. Das Deckblatt wirkt auf mich Schokoladenbraun (Colorado Maduro) und es glänzt leicht ölig. Es sieht sehr schön aus und ist sehr ordentlich und sorgsam gerollt. Durch leichtes drücken zwischen Daumen und Zeigefinger begutachte ich wie fest sie gerollt ist. Das Ergebnis gefällt mir; Nicht zu leicht und nicht zu fest. Es scheint gerade richtig zu sein. Der Kaltduft des Deckblattes erinnert mich an milden Heugeruch; Irgendwie eine Mischung aus leichter Süsse und dezenter Herbe. Der offen sichtbare Tabak an der „Zündstelle“ der Cigarre riecht stärker nach Heu ohne Süsse, dafür herber. Der Kaltduft gefällt mir sehr.

Ich schneide sie mit der Cigarrenschere an. Der Kaltzug schmeckt mir leicht würzig und ich bin gespannt, welche Geschmacks- und Aromageheimnisse sie mir preisgeben wird 🙂 Der Zugwiderstand im kalten Zustand gefällt mir,  er ist gerade richtig für mich.

Die Asche der The Edge Habano

Das Anzünden und die ersten Minuten

Ich zünde die Rocky Patel The Edge Habano Torpedo mit drei Cigarrenstreichhölzern an. Die ersten paar Minuten schmecken dezent süsslich bis sich eine sanfte Würze bemerkbar macht. Die Asche am Brandende ist stellenweise hellgrau und hauptsächlich dunkelgrau. Das Deckblatt verbrennt hellgrau. Der Rauch ist blau-weiss, nicht zu dicht. Nach rund 10 Minuten macht sich Heugeschmack bemerkbar, dezent und angenehm. Der Abbrand ist minimal schief. Ich kann sie derzeit getrost drei bis vier Minuten liegen lassen, sie qualmt friedlich vor sich hin.

Blindtasting Rocky Patel The Edge Habano Torpedo

Das 1. Drittel ist süsslich und wird „grün“ wenn man sie zu schnell raucht

Im Verlauf des 1. Drittels bleibt die Rocky Patel The Edge Habano Torpedo mild. Sie schenkt mir süssliche bis sehr leicht würzige Geschmacksnoten. Die Raumnote (Aroma) duftet (für mich) nach schönem Tabak und erinnert mich ein wenig an Holz, das verbrennt. Sie qualmt ununterbrochen und ich ziehe an ihr etwa alle zwei/drei Minuten zwei bis drei mal. Ja, der Geschmack etabliert sich eindeutig angenehm süsslich (Holzzucker) und der leichte Geschmack nach Heu bildet eine angenehme Balance. Die Asche ist leicht porös und ihre Farbe wechselt am ältesten Brandende ins leicht gelbliche. Sie scheint mir fest genug zu sein. Gegen Ende des ersten Drittels gesellen sich sanft bittere Geschmacksnoten hinzu. Sie schmeckt jetzt etwas „grün“, ich vermute es ist das Tannin, das sich sanft bemerkbar macht. Meine Zunge und mein Gaumen „ziehen sich etwas zusammen“. Ich vermute, ich habe sie etwas zu schnell geraucht; Deshalb ziehe ich jetzt an ihr etwa alle vier Minuten bloss noch zwei mal und noch langsamer und sanfter. Und siehe da: Ja, der „grüne“ Geschmack wird erheblich reduziert und die angenehme leichte Süsse kehrt in den Vordergrund zurück. Die Raumnote (Aroma) duftet jetzt angenehm nach weit entfernt verbranntem Holz 🙂

Abbrand der Rocky Patel The Edge Habano Torpedo

Das 2. Drittel beginnt nach 1 Stunde, bleibt süsslich und ein erdiger Geschmack übernimmt die Geschmacksdominanz

Etwa zu Beginn des zweiten Drittels breitet sich Schiefbrand aus. Ich lasse die Cigarre gewähren, denn ich möchte sehen, wie und ob sie sich selbst rettet. Die Asche ist mittlerweile etwa 3 cm lang. Die Cigarre beginnt leicht erdig zu schmecken und am Brandrand ist sie jetzt sehr heiss. Ich entscheide mich, sie noch länger liegen zu lassen. Nach fünf Minuten qualmt sie immer noch leicht. Nach sechs Minuten ziehe ich wieder an ihr. Sie schenkt mir nach wie vor leichte Süsse, der erdige Geschmack wird etwas stärker und der „grüne“ (und bittere) Geschmack ist fast verschwunden. Ich denke, das noch langsamere Rauchen zahlt sich aus. Ich lasse sie also jetzt 6 Minuten liegen, aber das ist zu lang. Sie ist fast ausgegangen. Der Smoke dauert jetzt schon eine Stunde. Jetzt ist sie verglimmt, nach etwa drei Minuten Liegezeit. Ich streife die Asche ab und entzünde sie neu. Sie schmeckt einige Minuten sanft-medium würzig, die Süsse ist noch bemerkbar, aber in den Hintergrund getreten; Das zweite Drittel ist nun dominiert von angenehmen erdigen Geschmacksnoten. Die Raumnote (Aroma) duftet jetzt herber. Gegen Ende des 2. Drittels macht sich der „grüne“ (Tannin) Geschmack vermehrt bemerkbar.

1. Drittel Rocky Patel The Edge Habano Torpedo

Das 3. Drittel wir erdiger, bleibt dezent süss und wartet mit einer für mich kleinen Überraschung auf

Im letzten Drittel dominieren erdige Geschmacksnoten, vermischt mit einer noch mehr zurückhaltenden Süsse; Der „grüne“ Geschmack ist noch präsent, aber weiter in den Hintergrund getreten. Der Schiefbrand meldet sich zurück und bleibt bis zum Schluss. Überraschend für mich ist, dass sie nicht stark wird, sondern medium bleibt. Toll!

Das Ende der Blindtasting Rocky Patel The Edge Habano Torpedo

Mein persönliches Fazit und meine Einschätzung für die Reifung

Die Rocky Patel The Edge Habano Torpedo war eine interessante Erfahrung. Die süssliche Geschmacksnote bleibt bis zum Schluss auf der Zunge und am Gaumen präsent. Die erdigen Geschmacksnoten finde ich eine tolle Balance dazu. Allerdings bleibt auf der Zunge und auf dem Gaumen der „grüne“ Geschmack liegen. Diese Eigenschaft gefällt mir persönlich nicht. Ich vermute, es handelt sich um eine noch nicht gut gereifte Cigarre und bin deshalb gespannt, um welche Marke es sich hier handelt! Meine persönliche Einschätzung zur Reifung: Mindestens 4 – 5 Jahre bei guter Lagerung und ich kann mir vorstellen, dass diese Cigarre die Bitternoten weitgehendst abgebaut hat. Ein schöner Smoke, der rund 125 Minuten dauert. Toll finde ich, dass sie bis zum Schluss nicht „bissig“ wird, sondern medium bleibt. Ich würde sie bei mir einlagern, um herauszufinden, wie das Reifungspotenzial ist und sie nach 4-5 Jahren noch einmal verköstigen.

2013-Vasilij-lächelnd-01Herzliche Grüsse, Vasilij Ratej 🙂