Das Entdecken im Kaltzustand verspricht Interessantes
Die Rocky Patel The Edge Habano Torpedo hat das Format „Torpedo“. Das Deckblatt wirkt auf mich Schokoladenbraun (Colorado Maduro) und es glänzt leicht ölig. Es sieht sehr schön aus und ist sehr ordentlich und sorgsam gerollt. Durch leichtes drücken zwischen Daumen und Zeigefinger begutachte ich wie fest sie gerollt ist. Das Ergebnis gefällt mir; Nicht zu leicht und nicht zu fest. Es scheint gerade richtig zu sein. Der Kaltduft des Deckblattes erinnert mich an milden Heugeruch; Irgendwie eine Mischung aus leichter Süsse und dezenter Herbe. Der offen sichtbare Tabak an der „Zündstelle“ der Cigarre riecht stärker nach Heu ohne Süsse, dafür herber. Der Kaltduft gefällt mir sehr.
Ich schneide sie mit der Cigarrenschere an. Der Kaltzug schmeckt mir leicht würzig und ich bin gespannt, welche Geschmacks- und Aromageheimnisse sie mir preisgeben wird 🙂 Der Zugwiderstand im kalten Zustand gefällt mir, er ist gerade richtig für mich.
Das Anzünden und die ersten Minuten
Ich zünde die Rocky Patel The Edge Habano Torpedo mit drei Cigarrenstreichhölzern an. Die ersten paar Minuten schmecken dezent süsslich bis sich eine sanfte Würze bemerkbar macht. Die Asche am Brandende ist stellenweise hellgrau und hauptsächlich dunkelgrau. Das Deckblatt verbrennt hellgrau. Der Rauch ist blau-weiss, nicht zu dicht. Nach rund 10 Minuten macht sich Heugeschmack bemerkbar, dezent und angenehm. Der Abbrand ist minimal schief. Ich kann sie derzeit getrost drei bis vier Minuten liegen lassen, sie qualmt friedlich vor sich hin.
Das 1. Drittel ist süsslich und wird „grün“ wenn man sie zu schnell raucht
Im Verlauf des 1. Drittels bleibt die Rocky Patel The Edge Habano Torpedo mild. Sie schenkt mir süssliche bis sehr leicht würzige Geschmacksnoten. Die Raumnote (Aroma) duftet (für mich) nach schönem Tabak und erinnert mich ein wenig an Holz, das verbrennt. Sie qualmt ununterbrochen und ich ziehe an ihr etwa alle zwei/drei Minuten zwei bis drei mal. Ja, der Geschmack etabliert sich eindeutig angenehm süsslich (Holzzucker) und der leichte Geschmack nach Heu bildet eine angenehme Balance. Die Asche ist leicht porös und ihre Farbe wechselt am ältesten Brandende ins leicht gelbliche. Sie scheint mir fest genug zu sein. Gegen Ende des ersten Drittels gesellen sich sanft bittere Geschmacksnoten hinzu. Sie schmeckt jetzt etwas „grün“, ich vermute es ist das Tannin, das sich sanft bemerkbar macht. Meine Zunge und mein Gaumen „ziehen sich etwas zusammen“. Ich vermute, ich habe sie etwas zu schnell geraucht; Deshalb ziehe ich jetzt an ihr etwa alle vier Minuten bloss noch zwei mal und noch langsamer und sanfter. Und siehe da: Ja, der „grüne“ Geschmack wird erheblich reduziert und die angenehme leichte Süsse kehrt in den Vordergrund zurück. Die Raumnote (Aroma) duftet jetzt angenehm nach weit entfernt verbranntem Holz 🙂
Das 2. Drittel beginnt nach 1 Stunde, bleibt süsslich und ein erdiger Geschmack übernimmt die Geschmacksdominanz
Etwa zu Beginn des zweiten Drittels breitet sich Schiefbrand aus. Ich lasse die Cigarre gewähren, denn ich möchte sehen, wie und ob sie sich selbst rettet. Die Asche ist mittlerweile etwa 3 cm lang. Die Cigarre beginnt leicht erdig zu schmecken und am Brandrand ist sie jetzt sehr heiss. Ich entscheide mich, sie noch länger liegen zu lassen. Nach fünf Minuten qualmt sie immer noch leicht. Nach sechs Minuten ziehe ich wieder an ihr. Sie schenkt mir nach wie vor leichte Süsse, der erdige Geschmack wird etwas stärker und der „grüne“ (und bittere) Geschmack ist fast verschwunden. Ich denke, das noch langsamere Rauchen zahlt sich aus. Ich lasse sie also jetzt 6 Minuten liegen, aber das ist zu lang. Sie ist fast ausgegangen. Der Smoke dauert jetzt schon eine Stunde. Jetzt ist sie verglimmt, nach etwa drei Minuten Liegezeit. Ich streife die Asche ab und entzünde sie neu. Sie schmeckt einige Minuten sanft-medium würzig, die Süsse ist noch bemerkbar, aber in den Hintergrund getreten; Das zweite Drittel ist nun dominiert von angenehmen erdigen Geschmacksnoten. Die Raumnote (Aroma) duftet jetzt herber. Gegen Ende des 2. Drittels macht sich der „grüne“ (Tannin) Geschmack vermehrt bemerkbar.
Das 3. Drittel wir erdiger, bleibt dezent süss und wartet mit einer für mich kleinen Überraschung auf
Im letzten Drittel dominieren erdige Geschmacksnoten, vermischt mit einer noch mehr zurückhaltenden Süsse; Der „grüne“ Geschmack ist noch präsent, aber weiter in den Hintergrund getreten. Der Schiefbrand meldet sich zurück und bleibt bis zum Schluss. Überraschend für mich ist, dass sie nicht stark wird, sondern medium bleibt. Toll!
Mein persönliches Fazit und meine Einschätzung für die Reifung
Die Rocky Patel The Edge Habano Torpedo war eine interessante Erfahrung. Die süssliche Geschmacksnote bleibt bis zum Schluss auf der Zunge und am Gaumen präsent. Die erdigen Geschmacksnoten finde ich eine tolle Balance dazu. Allerdings bleibt auf der Zunge und auf dem Gaumen der „grüne“ Geschmack liegen. Diese Eigenschaft gefällt mir persönlich nicht. Ich vermute, es handelt sich um eine noch nicht gut gereifte Cigarre und bin deshalb gespannt, um welche Marke es sich hier handelt! Meine persönliche Einschätzung zur Reifung: Mindestens 4 – 5 Jahre bei guter Lagerung und ich kann mir vorstellen, dass diese Cigarre die Bitternoten weitgehendst abgebaut hat. Ein schöner Smoke, der rund 125 Minuten dauert. Toll finde ich, dass sie bis zum Schluss nicht „bissig“ wird, sondern medium bleibt. Ich würde sie bei mir einlagern, um herauszufinden, wie das Reifungspotenzial ist und sie nach 4-5 Jahren noch einmal verköstigen.
Herzliche Grüsse, Vasilij Ratej 🙂
Ja, hallo nochmal 🙂 Ich finde das eine tolle und spannende Sache. Mit einem Blindtasting gehe ich völlig „unbelastet“ an die Sache ran. Denn, wüsste ich nur schon die Herkunft, dann spielt die Psychologie sofort eine Rolle. Ich bin gespannt, wie die Serie bei den Lesern ankommen wird. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten Blindtastings 🙂
Herzliche Grüsse, Vasilij
Das ist in der Tat eine spannende Sache, Vasilij. Viel Spass beim tasten, ich werde immer mal wieder reinschauen!
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